Wien (energate) - Die Preise für Strom und Gas in dem für Österreich relevanten Großhandel sind seit Dezember stark gesunken und geben im März weiter nach. Der Trend betrifft sowohl Day Ahead als auch mittelfristige und langfristige Lieferverträge, berichtet die E-Control. Aktuell sei die Versorgungslage sicher. Trotzdem gebe es eine Reihe von Risikofaktoren, betont die Behörde. Dazu gehöre vor allem eine mögliche Begrenzung der Gaslieferungen durch Russland oder andere Lieferländer, aber auch eine stark steigende Nachfrage nach Brennstoffen in China.
Gaspreise sinken seit Dezember
Eine Reihe von Faktoren hat die Gaspreise in den vergangenen Wochen nach unten gedrückt: die erfolgreiche Befüllung der Gasspeicher, stabile Gasimporte und eine sinkende Nachfrage wegen des milden Winterwetters. Mitte Dezember kostete die Megawattstunde Erdgas für die Lieferung am Folgetag (Day Ahead) an der österreichischen Gashandelsplattform CEGH noch mehr als 130 Euro. Bis Anfang Jänner ging der Preis auf unter 70 Euro zurück und bewegte sich um durchschnittlich 66 Euro herum. Im Februar war die Day-Ahead-Megawattstunde rund 55 Euro wert.
Gaspreise im März weiter unter Druck
In den bisherigen Märztagen schwankt der Gaspreis (Day Ahead) mit leichten Ausschlägen meist unterhalb von 50 Euro. Am 13. März ging der Energieträger mit 50,07 Euro/MWh aus dem Handel. Ähnlich auch das Bild am deutschen Gashub THE. Aktuelle Preisfaktoren in diesen Tagen sind zum einen das milde Wetter und zum anderen Streiks in Frankreich, die auch LNG-Lieferungen betreffen. Trotzdem bleibe die Stimmung an den europäischen Gasbörsen "bearish" und die Preise weiter unter Druck, schreibt das Analysebüro Ganexo für energate (energate berichtete).
Strompreise: Ausfälle bei AKW und Trockenheit bei Wasserkraft
Der Strompreis im Großhandel war im Vorjahr so stark wie noch nie an den Gaspreis gekoppelt. Die Ursache dafür war keineswegs allein der Krieg in der Ukraine, sondern auch Ausfälle in französischen Atomkraftwerken - was wiederum verdeutlicht, wie wichtig diese Technologie nach wie vor für die Stromerzeugung Europas ist. In Österreich und auch in anderen Ländern war die Trockenheit ein bestimmender Faktor, der die Erzeugung mit der Wasserkraft als der dominierenden Technologie hierzulande nach unten gedrückt hat. Diese Entwicklungen machten einen höheren Anteil der Gasverstromung notwendig und trieben die Preise weiter in die Höhe.
Preise tiefer als vor Beginn des Ukrainekrieges
Ab Ende des Vorjahres hat sich auch dieser Trend gedreht. Im Dezember war der Day-Ahead-Preis für die österreichische Gebotszone 261 Euro/MWh wert. Im Jänner und Februar ist die Marke dann auf ein Niveau von 144 Euro/MWh gesunken. Der E-Control zufolge bewegen sich damit die Spotmarktpreise sowohl für Strom als auch für Gas auf einem tieferen Niveau als vor Beginn des Krieges in der Ukraine. Der Handel jenseits von Day Ahead folgt dieser Entwicklung. Beispielsweise haben auch mittelfristige Lieferverträge zuletzt deutlich nachgegeben: Gasverträge für das vierte Quartal 2023 notieren etwa bei 55 Euro/MWh und Stromverträge bei 175 Euro/MWh.
Terminhandel: Preise seit Dezember nahezu halbiert
An der deutschen EEX kostet Strom für das Frontjahr 2024 und für die Lieferung nach Österreich (EEX Phelix AT Futures Base) aktuell rund 164 Euro/MWh. Zum Vergleich: Anfang Dezember war dieses Produkt noch 286 Euro/MWh wert, der Preis hat sich also nahezu halbiert. Das geht aus dem Marktdatenbereich von energate hervor (energate berichtete). An der Wiener CEGH kostet Gas für das gesamte Frontjahr aktuell rund 58 Euro/MWh. An der niederländischen Plattform TTF kostete dieses Produkt Anfang Dezember rund 106 Euro/MWh und aktuell 55,48 Euro/MWh - auch hier hat sich der Preis nahezu halbiert. /pm