Berlin (energate) - Der "Green Energy Hub" in Wilhelmshaven für den Import von Wasserstoff und grünem Methan wird größer ausfallen als bisher geplant. Durch die Beteiligung an der vom Bund gecharterten Regasifizierungseinheit (FSRU) lässt sich der Hafenausbau erheblich beschleunigen, erläuterte Jens Schmidt, Technikvorstand von Tree Energy Solutions (TES), im Interview mit energate. "Ursprünglich war der Start des Terminals als kleines Importterminal für Grüngas ab 2027 geplant", so Schmidt. Durch die Beteiligung an der Bundes-FSRU könne TES jetzt bereits ab Oktober 2023 grünes LNG importieren.
Die Grundidee von TES ist eine Kreislaufwirtschaft für grünen Wasserstoff. Dieser soll dort erzeugt werden, wo erneuerbare Energien günstig zur Verfügung stehen. In einem Sabatier-Prozess wird der Wasserstoff dann mit CO2 in grünes Methan (eNG) umgewandelt und zu LNG verflüssigt. Dieses lässt sich mit der bestehenden LNG-Technologie in die Verbrauchszentren transportieren. Dort wird das Gas dann entweder direkt genutzt und das anfallende CO2 aufgefangen oder wieder in H2 und CO2 aufgespalten. Das CO2 wird dann per Schiff zu den Erzeugungsstandorten der eNG-Produktion zurückgebracht.
Beschleunigung durch die Bundesregierung
Durch den russischen Angriff auf die Ukraine hat das Projekt großen Auftrieb erfahren. "Die Beschleunigung erfolgt, weil die Regierung gesagt hat, dass das Terminal von Anfang an in größerem Maßstab gebaut werden kann", erklärte Schmidt. Im Endausbau sind jetzt bis zu 20 Mio. Tonnen LNG und eNG geplant. Die erste Ausbaustufe will TES bis 2026 fertigstellen. Dann soll auch in den USA die erste Produktionsanlage den Betrieb aufnehmen und der Start der Grüngaslieferungen erfolgen. Bis 2030 will TES die jährlichen Lieferungen auf 5 Mio. Tonnen anheben.
Überschüssige Kapazitäten, die TES selbst noch nicht nutzen kann, können von anderen für den LNG-Import genutzt werden, während TES die Importe von grünem Gas im Laufe der Zeit erhöht. Für TES ist Wilhelmshaven der erste Zugang zum Verbrauchermarkt, betonte Schmidt. Deshalb sei die FSRU und die Möglichkeit zum früheren Start der Importe für TES interessant. "Wir haben lange gezögert, ob wir uns daran als grünes Unternehmen beteiligen sollen."
Investitionen im großen Maßstab
Hinter TES steht die belgische Investmentgesellschaft Atlasinvest. Auch wenn die Investitionsentscheidung für den "Green Energy Hub" noch nicht gefallen ist, scheut das Unternehmen nicht vor großen Investitionen zurück. Der Hub selbst erfordere Investitionen von 3 Mrd. Euro, so Schmidt. Jeder Upstream-Block mit einer Kapazität von typischerweise 1 GW koste je nach Größe und je nachdem, ob die Erzeugung des Stroms dabei ist, 3 bis 7 Mrd. Euro. "Um Wilhelmshaven auszulasten, brauchen wir über 100 GW Elektrolyse." Im kommenden Jahr sollen zunächst die Investitionsentscheidungen für drei Blöcke fallen, dann soll eine Phase der Stabilisierung folgen, in der mithilfe von Standardisierung und Effizienzverbesserungen die Kapitalkosten möglichst gesenkt werden und "wir immer wieder mit neuen Partnern bauen können".
Dass das Projekt an mangelnder Nachfrage scheitern könnte, schließt Schmidt aus. Das größte Risiko in Deutschland sei die Regulatorik, vor allem die Anerkennung der CO2-Minderung. "Aber das würde TES nicht umwerfen, dann gehen wir eben in andere Märkte." /hl/tc
Das vollständige Interview mit Jens Schmidt lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des energate-Gasmarkts.