Wiesbaden (energate) - Kohle war im Jahr 2022 der wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung. Vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamts (Destatis) zufolge lag der Anteil des Kohlestroms am Gesamtstrommix bei 33,3 Prozent. Die Stromerzeugung aus Kohle stieg im Vergleich zum Vorjahr um 8,4 Prozent auf 169,9 Mrd. kWh. Insgesamt ging die Netzeispeisung konventioneller Energieträger allerdings um 8,7 Prozent oder auf 273,5 Mrd. kWh zurück.
So gab der Anteil der Kernkraft erwartungsgemäß von 12,6 Prozent im Vorjahr 2021 auf 6,4 Prozent nach (32,7 Mrd. kWh). Ende 2021 hatte der Kernkraftbetreiber Preussen Elektra die Kernkraftwerke Brokdorf in Schleswig-Holstein und Grohnde in Niedersachsen vom Netz genommen (energate berichtete). Zusammen mit der Kernkraftanlage Gundremmingen C von RWE, die im Oktober 2021 stillgelegt wurde, gingen damit etwa 4.184 MW vom Netz. Somit bleiben bis zum 15. April dieses Jahres nur noch drei Atomkraftwerke in Betrieb: Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2.
Auch der Erdgasanteil im Strommix 2022 ging zurück. 58 Mrd. kWh aus der Erdgasverstromung bedeuteten 2022 einen Anteil von 11,4 Prozent (2021: 65,3 Mrd. kWh). Im Zuge der Energiekrise und der explodierenden Erdgaspreise lautete die politische Prämisse, so viel Erdgas einzusparen wie möglich (energate berichtete). In einigen Monaten 2022 sparten Industrie und Gewerbe sowie private Haushalte bis zu 30 Prozent an Erdgas ein (energate berichtete). In diesem Kontext fällt der Rückgang bei der Erdgasverstromung um lediglich rund 5 Mrd. kWh allerdings geringer aus als erwartet.
Erneuerbarenanteil steigt 2022
Anders als konventionelle Erzeuger haben die Erneuerbaren 2022 mehr Strom geliefert als im Vorjahr. Mit 235,9 Mrd. kWh steuerten die Erneuerbaren in Summe 46,3 Prozent (2021: 42,3 %) bei. Die größten Zuwächse gab es laut Destatis bei der Photovoltaik. Nach 45,3 Mrd. kWh im Vorjahr lieferten die Solaranlagen 2022 über 54 Mrd. kWh und kamen so auf einen Anteil am Gesamtstrommix von 10,6 Prozent. Zuwächse verzeichnete auch die Windkraft. Nach 112 Mrd. kWh 2021 stieg die Windkrafterzeugung auf 122,6 Mrd. kWh. Die Windenergie ist mit einem Anteil von nunmehr 24,1 Prozent die mit Abstand wichtigste regenerative Energiequelle im Strommix.
Einen Rückgang gab es 2022 hingegen bei Stromerzeugung aus Wasserkraft. Mit 16,1 Mrd. kWh (2021: 18,3 Mrd. kWh) erreichte Wasserkraft einen Anteil von 3,2 Prozent. Die Stromerzeugung aus Biogas blieb im Vergleich zum Vorjahr weitgehend konstant bei 29,8 Mrd. kWh (2021: 29,9 Mrd. kWh).
Stromimporte rückläufig, exportierte Strommengen steigen
Die nach Deutschland importierte Strommenge ging im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 um 4,8 Prozent zurück, zeigen die Destatis-Daten. Mit 49,3 Mrd. kWh belief sie sich auf etwa ein Zehntel der Inlandsproduktion. Besonders deutlich war der Rückgang um 62,0 Prozent bei den Stromimporten aus Frankreich. Grund waren technische Probleme der französischen Atommeiler sowie die Kühlwassermängel wegen der anhaltenden Dürre im vergangenen Sommer (energate berichtete). Im Ergebnis war 2022 das erste Jahr seit Beginn der Destatis-Erhebungen im Jahr 1990, in dem Deutschland mehr Strom nach Frankreich lieferte als umgekehrt. Die aus Deutschland exportierte Strommenge stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 8,5 Prozent auf 76,3 Mrd. kWh. Damit exportiert Deutschland weiterhin mehr Strom als es importiert. /am