Wien (energate) - Das Ausbaupotenzial für Biomasse, als eine Säule für den Ausstieg aus fossilen Heizungen, ist groß. Aktuell werden laut Biomasseverband rund 48 Mio. Tonnen Biomasse in Österreich umgesetzt. 13 Mio. Tonnen davon werden für die Energieerzeugung verwertet. Dieser Anteil könnte durch effizienten Biomasseeinsatz sowie Reststoffnutzung in der Landwirtschaft und Industrie auf bis zu 24 Mio. Tonnen erhöht werden, erklärte Verbandspräsident Franz Titschenbacher anlässlich der Eröffnung der 7. Mitteleuropäischen Biomassekonferenz in Graz. Für die Versorgungssicherheit sind bei einem Ausstieg aus Erdöl und Erdgas in Abhängigkeit der Effizienzmaßnahmen 12 bis 17 Mio. Tonnen Biomasse notwendig.
Dies beinhalte den Biomassebedarf für Heizung und Warmwasser, den Ausstieg aus der fossilen Fernwärmeerzeugung, die Treibstoffproduktion für die Land- und Forstwirtschaft sowie den Ersatz der fossilen Stromproduktion. Bei Ausnützung der nachhaltig verfügbaren Potenziale in der Land-, Forst- und Abfallwirtschaft stehen weitere 7 bis 12 Mio. Tonnen Biomasse für die Defossilisierung der Industrie, für Grünes Gas und Grünen Wasserstoff zur Verfügung, sagte Titschenbacher.
Grünes Gas für klimaneutrale Industrie
Das vergangene Jahr mit Ukraine-Krieg, Teuerung und Energiekrise habe gezeigt, wie wichtig es sei, dass das Land auf allen Ebenen seine Unabhängigkeit stärke, betonte Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) auf der Pressekonferenz in Graz. "Nur wenn wir die Energie, die wir brauchen, auch selbst produzieren, kann uns niemand mit Energielieferungen erpressen. Das geht etwa, indem wir die heimische Biomasse nutzen, damit unsere Häuser heizen oder klimafreundliches Biogas erzeugen", so Gewessler. Die Ministerin erinnerte in diesem Zusammenhang an das Erneuerbare-Gase-Gesetz (EGG), das die Bundesregierung auf der Regierungsklausur angekündigt hat (energate berichtete). Dieses Gesetz sieht den Ausbau der heimischen Grüngasproduktion bis 2030 auf 10,5 TWh Jahr vor, das entspricht einer Verzehnfachung.
Kritik an Brüssels Energiepolitik
Die Waldbewirtschaftung müsse weiterhin die Basis für Bioökonomie sein, damit der Rohstoff Holz auch genutzt werden könne, betonte Günter Liebel, Generalsekretär des Land- und Forstwirtschaftsministeriums. Einige Vorschläge, die aktuell in Brüssel diskutiert werden, seien jedoch praxisfremd, kritisierte Liebel. Etwa wenn Atomstrom "ein grünes Mascherl" bekomme und Kohlekraftwerke wieder aktiviert würden, aber Biomassenutzung beschränkt werde. "Das passt nicht zusammen. Gerade in Zeiten der Energiekrise muss es unser Ziel sein, den nachwachsenden und regional verfügbaren Rohstoff Holz effizient zu nützen“, forderte der Generalsekretär. /imk