Klagenfurt (energate) - Die Kelag bereitet die Umweltverträglichkeitsprüfung für ein neues Kraftwerk im Mölltal vor. Das geplante Kraftwerk Kolbnitz soll Wasser der bestehenden Anlagen Außerfragant und Gößnitz nutzen. Technisch handelt es sich um ein Schwallausleitungskraftwerk - also weder um ein Laufwasserkraftwerk noch um einen Pumpspeicher, erklärte der Versorger gegenüber energate. Nachdem der Aufsichtsrat grünes Licht gegeben hat, bereitet die Kelag jetzt zunächst eine Umweltverträglichkeits-Erklärung vor. Danach sollen Prüfungen bei der Umweltverträglichkeit (UVP) und der Wirtschaftlichkeit folgen und im Fall eines positiven Abschlusses der Bau. Wann das passieren könnte, sei derzeit nicht absehbar, so der Versorger auf Anfrage.
Anlage mit 26 MW und Investitionen von 200 Mio. Euro
Das Kraftwerk Kolbnitz würde über eine Leistung von 26 MW verfügen und jährlich rund 105 Mio. kWh erzeugen. Die Kelag will 200 Mio. Euro in das Vorhaben investieren und starte jetzt nach den ersten Vorplanungen mit der Entwicklung des Projekts, so Vorstand Manfred Freitag. "In den nächsten Monaten treten wir mit den Gemeinden und der Wirtschaft in diesem Abschnitt des Mölltales in den Dialog, um Akzeptanz zu finden." Sein Vorstandskollege Danny Güthlein sagte dazu, die wichtigsten Ziele seien der Ausbau der Stromerzeugung mit Wasserkraft sowie Verbesserungen bei der sogenannten "Schwall-Sunk-Problematik". Auch die für Energie zuständige Landesrätin Sara Schaar (SPÖ) erklärte, das Vorhaben wäre ein wesentlicher Schritt beim Ausbau der Erneuerbaren in Kärnten und würde auch die Flussökologie der Möll verbessern.
"Schwall-Sunk-Problematik" an der Möll
Derzeit schwankt der Wasserstand der Möll stark, weil die Maschinensätze von Kraftwerken, die Wasser dieses Flusses nutzen, oft mehrmals am Tag starten und stoppen, um Spitzen im Stromnetz auszugleichen. Das sind das Kraftwerk Außerfragant, die Unterstufe eines Pumpspeichers in der Kraftwerksgruppe Fragant, sowie das Laufwasserkraftwerk Gößnitz. Diese Anlage ist auch auf Schwallbetrieb ausgelegt. "Das heißt, sie kann gewisse Mengen an Wasser speichern und abgeben", so ein Unternehmenssprecher. Die Wasserrahmenrichtlinie der EU schreibt jedoch vor, dass Anlagenbetreiber eine Lösung für solche starken Schwankungen finden müssen. Auch der österreichische Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan definiert hier Vorgaben gegen die großen Umweltschäden, die damit verbunden sind (energate berichtete).
Konzept der Kelag: Neuer Stollen und zusätzliche Anlage
Als Lösung haben Fachleute der Kelag folgenden Vorschlag erarbeitet: Ein etwa 17 Kilometer langer Stollen soll den Wasserschwall aus dem Kraftwerk Außerfragant und einem Teil aus Gößnitz fassen und bis in die Nähe des Ausgleichsbeckens Rottau leiten. Dabei ergibt sich eine Höhendifferenz von 100 Metern. "Beim Ausgleichsbecken Rottau kann die Energie aus den Speichern der Kraftwerksgruppe Fragant und Gößnitz in einem neuen Kraftwerk noch einmal zur Stromerzeugung genutzt werden, ohne dass ein Querbauwerk in der Möll errichtet werden muss", erklärte dazu Manfred Freitag. Das neue Kraftwerk solle dabei bestehende Infrastruktur nutzen und großteils unterirdisch positioniert sein, um Betriebslärm und den Eingriff in das Landschaftsbild zu reduzieren. /pm