Wien (energate) - Wien Energie lernt derzeit am Heizkraftwerk Simmering einen Roboterhund zur Überwachung der Anlagen an. Ab 2023 soll der Hund alleine seine Runden drehen. energate befragte dazu Alexander Kirchner, Bereichsleiter Betrieb bei Wien Energie.
energate: Welche Aufgaben soll der Roboterhund künftig erledigen?
Kirchner: Unser Roboterhund – intern auch liebevoll „Energy Dog“ genannt – kommt europaweit erstmalig im Regelbetrieb eines Kraftwerks zum Einsatz. Ausgestattet mit zahlreichen Spezialkameras und Sensoren wird der Energy Dog künftig das Kraftwerksgelände inspizieren und frühzeitig Abweichungen oder potenzielle Störungen an unsere Zentralwarte melden. So können wir den Kraftwerksalltag noch effizienter und vor allem sicherer gestalten: In heiklen Situationen müssen beispielsweise nicht mehr unsere Mitarbeiter*innen direkt den Gefahrenbereich betreten, sondern können mit Hilfe des Energy Dogs sicher und präzise aus der Entfernung Störungen ausmachen und in Folge lösen.
energate: Derzeit befindet sich der Hund in der "Lernphase". Was genau wird er lernen?
Kirchner: Damit unser Energy Dog seine Aufgaben gut erfüllen kann, muss er zuerst unseren Betrieb und den Standort kennenlernen. Dazu wird er aktuell von Wien Energie-Expert*innen aus dem operativen Anlagenbetrieb mit Wissen gefüttert. Mit den Daten, die der Roboter so sammelt, erstellen wir mathematische Modelle. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz lernt er so, wie die Anlagen im Normalbetrieb funktionieren. Ab dem Frühjahr 2023 wird der Energy Dog dann täglich 24 Stunden im Einsatz sein und die laufend notwendigen Kontrollrundgänge durch die Anlagen durchführen.
energate: Ab 2023 soll der Roboterhund also rund um die Uhr eingesetzt werden. Wie stellen Sie seine Energieversorgung sicher?
Kirchner: Rund 90 Minuten dauert ein Rundgang dieses digitalen Assistenzsystems. In dieser Zeit überprüft der Energy Dog die Anlagen und kommuniziert dazu mit unserer Warte. Nachdem der Rundgang abgeschlossen ist, geht der Roboterhund zurück zu seinem „Schlafplatz“ – also seiner Ladestation. Dort lädt er für rund zwei Stunden seine Akkus wieder voll auf, bevor er seine nächste Runde zieht.
energate: Inwieweit wird er das bisherige Personal ablösen, welche Aufgaben werden auch künftig von Menschen wahrgenommen?
Kirchner: Assistenz-Systeme wie der Energy Dog können keine Mitarbeiter*innen ersetzen, im Gegenteil. Sie dienen lediglich zur Unterstützung und spielen Ressourcen frei, die an anderer Stelle dringender benötigt werden. Die fortschreitende Digitalisierung und die Maßnahmen zur Bewältigung der Energiewende verändern die Berufsbilder im Energiesektor massiv. Mit Hilfe solcher neuen Technologien können wir unsere Mitarbeiter*innen von Routinetätigkeiten entlasten. So können sie die freigewordenen Ressourcen für komplexere Aufgaben und Problemlösungen nutzen.
energate: Wo im Unternehmen setzen Sie noch auf Künstliche Intelligenz und Robotic?
Kirchner: Digitalisierung hat bei uns schon vor langem Einzug gehalten: Im Kraftwerk kommt etwa Augmented Reality zum Einsatz. Mit Datenbrillen können unsere Techniker*innen in relevante Echtzeitdaten von Anlagen sofort vor Ort parat haben. Bei Bedarf können so Daten und genaue Anleitungen für den Betrieb oder zur Fehlerbehebung aufgerufen werden und die Bearbeitung so massiv beschleunigt werden. Der Energy Dog ist nun die nächste innovative Maßnahme, um unsere Kraftwerke fit für die Zukunft zu machen.
Die Fragen stellte Stefanie Dierks.