Wien (energate) - Für das Ziel der Klimaneutralität werden bis 2030 Investitionen privater und institutioneller Geldgeber in Höhe von 145 Mrd. Euro notwendig sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Berechnung des Umweltbundesamtes im Auftrag der Wirtschaftskammer. Die Sparte für Banken und Versicherungen in der WKÖ nimmt das zum Anlass, um Steuererleichterungen bei Investitionen in die Energiewende zu fordern. Ohne einen leistungsfähigen Kapitalmarkt sei ein erfolgreicher Umbau des Systems hin zur Klimaneutralität nicht machbar, so Spartenchef Franz Rudorfer.
Größter Geldbedarf beim Verkehr
Laut Analyse des Umweltbundesamtes entsprechen die Investitionen in den Sektoren Energie, Industrie, Gebäude und Verkehr bis zum Ende des Jahrzehnts jährlich 13,9 bis 18,5 Mrd. Euro. Die Behörde versteht diese Investitionen offenbar als zusätzlich zu den Aufwendungen des Staates und der Energiewirtschaft notwendige Ausgaben. Sie können demnach jährlich etwa 2,4 Prozent des BIP erwirtschaften und 70.000 Arbeitsplätze schaffen oder sichern. Den größten Investitionsbedarf ortet das Umweltbundesamt mit 67,3 Mrd. Euro im Verkehrssektor. Grund seien die hohen Kosten beim Ausbau des Schienenverkehrs sowie bei der Umstellung des Fahrzeugbestands auf lokal abgasfreie Autos. Im Gebäudesektor sind demnach vor allem für die thermische Sanierung der Gebäude und die Umstellung der Heizsysteme auf Erneuerbare etwa 26 Mrd. Euro an zusätzlichen Investitionen notwendig. "Im Industriesektor wird es aufgrund der langfristigen Investitionszyklen erst nach 2030 zu einem umfassenden Strukturwandel kommen", heißt es in dem Papier. Daher brauche die Industrie frühzeitig Planungssicherheit.
WKÖ will Steuererleichterungen für privates Kapital
Vertreter der Finanzwirtschaft in der Wirtschaftskammer verweisen in dem Zusammenhang auf eine Statistik der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Dieser zufolge verfügen Menschen in Österreich über ein Geldvermögen von rund 800 Mrd. Euro. Der WKÖ zufolge verwalten außerdem Versicherungen hierzulande etwa 100 Mrd. Euro, Pensionskassen 27 Mrd. Euro und betriebliche Vorsorgekassen 16,5 Mrd. Euro. Allerdings müssen sich diese institutionellen Investoren an restriktive gesetzliche Vorgaben bei ihren Veranlagungen halten.
Ein Teil dieser finanziellen Ressourcen könne mit entsprechenden Änderungen für Investitionen in die Energiewende aktiviert werden, so Franz Rudorfer. Der Geschäftsführer der Sparte Bank und Versicherung nennt als Beispiel etwa die Befreiung von der Kapitalertragssteuer (Kest) bei Einhaltung einer Behaltefrist oder eine Befreiung von der Versicherungssteuer für Lebensversicherungen und Pensionskassenprodukte. "Damit können Menschen in Österreich in eine nachhaltige Zukunft investieren und gleichzeitig Wertverlusten durch die Inflation entgegenwirken", so Rudorfer.
Das britische Beratungsunternehmen Global Data hat jüngst errechnet, Österreich müsse deutlich mehr in den Ausbau der Erneuerbaren investieren, um das selbst ausgerufene Ziel einer bilanziellen Umstellung der Stromversorgung auf Erneuerbare bis 2030 zu erreichen (energate berichtete). /pm