Maria Enzersdorf (energate) - Staatliche Förderungen und die angespannte Lage am internationalen Energiemarkt sorgen für eine massiv wachsende Zahl an Anträgen auf Netzzugang für neue Photovoltaikanlagen. Der Netzbetreiber Netz NÖ berichtet von einem "enormen Ansturm". In den ersten vier Monaten des heurigen Jahres gingen bei dem zum niederösterreichischen Versorger EVN gehörenden Unternehmen mehr als 13.700 Anträge auf Netzzugang ein. Das seien doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr, so Unternehmenssprecher Michael Kovarik. Alleine im April habe es insgesamt 5.800 Anträge auf Netzzugang für Photovoltaikanlagen gegeben.
Anlagen mit 600 MW am Netz - ab 1 MW genehmigungsfrei
Gleichzeitig haben im April Anlagenbetreiber im Netzgebiet der Netz NÖ etwa 2.280 Anlagen als fertig installiert gemeldet. Derzeit sind in Niederösterreich rund 51.000 PV-Anlagen mit einer Leistung von über 600 MW in Betrieb. Für ihren Anschluss ist Netz NÖ zuständig. Das Unternehmen betreibt im Bundesland ein Leitungsnetz mit 55.744 Kilometern Länge und investiert in dessen Ausbau jährlich 300 Mio. Euro.
Den Boom bei der Photovoltaik befördert auch die Landespolitik. Vor wenigen Tagen hat die ÖVP mit ihren Koalitionspartnern SPÖ und FPÖ Anlagen bis 1.000 kW von der Genehmigungspflicht befreit. Bisher waren Module ab einer Leistung von 200 kW genehmigungspflichtig (energate berichtete). Die Klimaziele der Landespolitik sehen vor, dass bis 2030 die Stromerzeugung mit PV sich im Vergleich zu heute verdreifacht.
Druck auf Netzbetreiber steigt
Allerdings bringt das die Netzbetreiber unter Druck. "Es gibt derzeit mehr Projekte für PV-Anlagen, als wir kurzfristig umsetzen können", sagte der Geschäftsführer von Linz Netz, Johannes Zimmerberger, diese Woche beim "Forum Versorgungssicherheit". Zu der massiv steigenden Zahl an Anträgen kämen Lieferprobleme bei Materialien, der Fachkräftemangel sowie das Fördersystem mit nur vier Stichtagen pro Jahr dazu. Netzbetreiber fordern die Politik auf, das Fördersystem nochmals zu überarbeiten und zwölf Stichtage pro Jahr für die Fördervergabe einzuführen (energate berichtete).
Überprüfung jeder angefragten Anlage
Für einen Antrag auf Investitionszuschüsse bei der Fördervergabestelle Oemag brauchen Förderwerber zuerst die Zusage des zuständigen Netzbetreibers. Die Prüfung ist immer dann erforderlich, wenn der Strom nicht nur vor Ort verbraucht, sondern auch ins Netz eingespeist wird. Diese Überprüfung - abhängig von Größe und Netzkapazität am Anschlusspunkt - sei für Netzbetreiber eine Herausforderung, heißt es sowohl bei Netz Niederösterreich als auch bei Linz Netz. Die Kunden wiederum müssten die Zusage ihres Netzbetreibers rechtzeitig erhalten, um nicht den Stichtag für die Förderung zu verpassen.
Weniger Aufwand mit Abregelung
Beim Gespräch des "Forum Versorgungssicherheit" haben Netzbetreiber auch gefordert, die selten erreichten Spitzenwerte einer Anlage bei Bedarf abzuregeln und nicht ins Netz einzuspeisen. Ein Abregeln auf 95 Prozent der Spitzenleistung würde die Stromproduktion um kaum mehr als einen halben Prozentpunkt senken, aber große Einsparungen bei den Kosten und dem Aufwand mit sich bringen, hieß es. /pm